Praktikum am Institut für Humangenetik an der MHH (Medizinische Hochschule Hannover) (von Marlene Hullen)
Dank des Wissenschaftsforums Westerstede habe ich die Möglichkeit bekommen, mein 2-wöchiges Praktikum am Institut für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover durchzuführen. Vor dem Praktikum hatte ich von der Forschung ein wenig konkretes Bild und keine genauen Vorstellungen was es bedeutet zu forschen oder wie der Arbeitsalltag dort abläuft.
Aus diesem Grund habe ich mich für das Institut für Humangenetik entschieden, um eine Einblick in die Arbeit der WissenschaftlerInnen zu erhalten. Denn ohne die Forschung hätten wir nicht die Menge an Informationen und Kenntnissen wie wir sie heutzutage haben. Es wird experimentiert und versucht in langwierigen Prozessen Problemlösungen zu finden. Dies ist auch eine der ersten Lektionen die ich lernen durfte, dass man in der Forschung eine hohe Frustrationstoleranz und viel Geduld braucht um zu Ergebnissen zu gelangen. Denn immer wieder scheitern Forschungsansätze an Umsetzbarkeit, Funktionalität oder aus Kostengründen.
In meinem Praktikum wurde ich dem Team der funktionellen Genomik vom Prof. Dr. Doris Steinemann zugeteilt und durfte dort die Medizinisch-technische Laboratoriums Assistentin Josephine Kater bei ihrer Arbeit im Labor begleiten. Das Ziel dieses Teams ist es bei erblichem Brust- und Eierstockkrebs aber auch bei kindlicher Leukämie mittels modernster molekulargenetischer Techniken genetische Veränderungen nachzuweisen, die eine Prädisposition (Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten) für eine Krebserkrankung darstellen können. Dabei sind für sie vor allem Gene von Familien interessant, die aufgrund ihres Stammbaumes, in welchem viele Familienmitglieder bereits an Krebs erkrankt sind oder waren, eine hohes Risiko für eine erbliche Krebserkrankung ausweisen. So können in Zukunft neue tumorrelevante Gene erforscht werden und die Behandlung von Patienten verbessert werden.
Erster Tag – erste Erfahrungen
An meinem ersten Tag war ich sehr aufgeregt, was sich aber schnell wieder gelegt hat, da ich sehr herzlich von allen empfangen und begrüßt wurde. Im Weiteren hat mir Josephine die Räumlichkeiten gezeigt, welche eine Vielzahl an unterschiedlichen Laboren und Büroräumen beinhalten, die unterschiedliche Funktionen haben. Das eine Labor dient für das Zellwachstum, das andere für die Forschung mit DNA oder RNA. Schon am ersten Tag haben wir 5 Blutproben von Krebspatientinnen im Labor in Reaktionsgefäße pipettiert, beschriftet und bei -70 Grad Celsius eingefroren. Das Beschriften ist das A und O im Labor um Verwechselungen zu verhindern und schnelle Arbeit zu gewährleisten.
Die nächsten Tage
Bereits am nächsten Tag haben wir aus diesen Blutproben mithilfe eines langwierigen Prozesses DNA gewonnen. Es wurden in mehreren Schritten Flüssigkeiten zu den Proben pipettiert und anschließend zentrifugiert. Dabei fand ich sehr faszinierend, dass ich die DNA mit bloßem Auge sehen konnte. In diesem Prozess durfte auch ich viele Schritte übernehmen z.B. pipettieren und an Laborgeräte eigenständig arbeiten, was mich sehr gefreut hat und mir die Arbeit noch einmal nähergebracht hat. Dabei wurde mir bewusst, mit was für einer Präzision und Ruhe ForscherInnen arbeiten müssen. Denn schon die kleinste Berührung der Pipette mit dem Handschuh oder andere Fehler können das Ergebnis verfälschen. Auf der anderen Seite freut man sich am Ende des Vorganges über erfolgreiche Resultate. Am 3. Tag wurde ich auf dem Gelände der MHH herumgeführt, um eine Überblick zu bekommen. Dies hat mich sehr beeindruckt, da die MHH viele verschiedene Institute mit insgesamt mehr als 8000 Mitarbeitenden aus Klinik, Forschung und Verwaltung hat. Auch haben mich die vielen technischen Geräte im Labor beeindruckt, durch die die Forschung und die Untersuchung der Gene präzisiert und vereinfacht werden konnten. Des Weiteren ist mir bewusstgeworden wie wichtig der Austausch mit anderen WissenschaftlerInnen auch aus dem Ausland ist, um neue Erkenntnisse oder Methoden kennenzulernen zur weiteren Verbesserung der Medizin. Regelmäßig habe auch ich an spannenden Meetings teilgenommen, die größtenteils auf Englisch waren und konnte so Einblick in die Arbeit anderer ForscherInnen erlangen. Dank der Digitalisierung ist dieser Austausch möglich. In den folgenden Tagen waren wir größtenteils im Labor und ich konnte bei vielen interessanten Vorgängen und Experimenten mithelfen. Die Eintragung der Ergebnisse in Tabellen und dessen Auswertung übernehmen dann Bioinformatiker. Denn zur Laborarbeit gehört auch viel Büro- sowie Computerarbeit dazu.
Reflektion meines Praktikums
Zusammenfassend bin ich sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe in diesem Team mitzuarbeiten und den Arbeitsalltag kennenzulernen. So konnte ich erstmals lernen was es bedeutet zu forschen und im Labor zu arbeiten und Erfahrungen für mein späteres Studium und Berufsleben zu sammeln. Insbesondere die klinische Relevanz des Forschungsthemas und der enge Bezug zur Humanmedizin empfand ich als besonders spannend. Denn dieses Team leistet einen großen Beitrag zur Krebsforschung und ich bin froh, dass ich dort mitarbeiten dufte.
Mein Wunsch in die Wissenschaft oder Medizin zu gehen, hat sich durch das Praktikum noch einmal verstärkt, auch Dank dessen, dass mir alles erklärt wurde und jeder freundlich zu mir war.